Nachhaltige Sicherung der Lieferketten als Wettbewerbsvorteil
Gab es vor Corona noch Hoffnung, dass die Lieferketten wieder zum alten Normalzustand zurückkehren würden, so ist es mittlerweile Konsens, dass die seit längerem teils chaotischen Zustände als das „new normal“ gelten werden. Nach Brexit-Chaos, Pandemie, Krieg und der gefühlt gleich nächsten Krise um die Ecke, fragen sich viele Unternehmen: Wie soll es denn künftig weitergehen und wie können Lieferengpässen oder gar Ausfällen vorbeugt werden?
Den mittlerweile alltäglichen Verwerfungen und Herausforderungen im Supply Chain Management lassen sich mit zwei Ansatzpunkten effektiv begegnen und Wettbewerbsvorteile sichern:
1) Professionelles Lieferantenmanagement
2) Flexibilisierung der Lieferketten
Lieferantenmanagement ist Risikomanagement
Der Anteil der externen Wertschöpfung hat in den letzten Jahren in deutschen Unternehmen stetig zugenommen. So ist im Grunde die Bedeutung des Lieferantenmanagements in gleichem Maße gestiegen. Rund 70 Prozent der industriellen Wertschöpfung finden heute bei externen Unternehmen statt, wodurch den Beschaffungsprozessen ein großer Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit zufällt. In ein effizientes Lieferantenmanagement zu investieren, um die Prozesse zu optimieren und Unternehmenskosten zu senken sollte ein logischer und ökonomischer Schritt sein.
Die Realität sieht allerdings anders aus.
Erschreckend auffallend ist, dass in einer Studie von Ivalua und Forrester Consulting nur 50 Prozent der befragten europäischen Unternehmen angaben, überhaupt Prozesse zur Zusammenarbeit mit strategisch wichtigen Lieferanten zu haben.
Für mehr als Dreiviertel der Einkaufsleiter in Unternehmen dominieren in Bezug auf Lieferantenauswahl vor allem zwei Faktoren:
1) die Kosten
2) die Beschleunigung der Zusammenarbeit über Digitalisierung
Das sind zwar wichtige Faktoren, die ohne strategischen Kontext allein aber kaum Wirkung zeigen.
Plus: Nur 38 Prozent der deutschen Unternehmen glauben, dass das Beschaffungswesen einen wichtigen Geschäftsbereich, der einen erheblichen Wertbeitrag für das Unternehmen leistet, darstellt. Eine Haltung, die dem Wettbewerb in die Hände spielt und Beschaffungskosten unnötig in die Höhe treibt.
Lieferantenmanagement ist ein wichtiger strategischer Faktor
Mit professionellem Lieferantenmanagement gelingt es, den gesamten Prozess der Wertschöpfung zu optimieren und das Verhältnis zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten zu verbessern.
So lassen sich mit professionellem Lieferantenmanagement die Beschaffungskosten um bis zu 25% senken. Gleichzeitig werden die Ausfallrisiken erheblich gesenkt, wodurch das Lieferantenmanagement ein wichtiger Baustein im Risikomanagement wird. Wer seine Lieferanten im Griff hat, senkt sein eigenes Ausfallrisiko und sichert Kundenbeziehungen.
Insbesondere für KMUs, die i.d.R. über eine geringere Finanz- und Ressourcenbasis als Großunternehmen verfügen, können über gutes Lieferantenmanagement erhebliche Vorteile erzielt werden.
Oft fehlt jedoch im stressigen Tagesgeschäft die Zeit sich mit der ganzheitlichen Optimierung von Lieferprozessen zu beschäftigen, um die Potenziale voll auszuschöpfen.
Diese Leistung lässt sich an externe Expertenteams wie die der K4D auslagern. In einem geschlossenen Projekt erfolgen
– die Identifizierung von geeigneten Anbietern
– die Auswahl und Zusammenarbeit mit Lieferanten
– die Überprüfung der Qualität der Lieferungen
– die Kontrolle der Lieferantenleistungen
– die Koordination der Schnittstellen zwischen Unternehmen und Zulieferern
Nach Abschluss des Projekts kann das Lieferantenmanagement in den Unternehmensalltag integriert werden. Die Projektkosten liegen nach unserer Erfahrung stets deutlich unter den anschließend erzielten Einsparungen, so dass sich das Investment bereits nach kurzer Zeit lohnt.
Über Flexibilisierung der Lieferketten schneller und zuverlässiger werden
Unabhängig der krisen-getriggerten Lieferengpässe steht die Beschaffung vor einer weiteren Herausforderung: Die Kurzfristigkeit, mit der Bestellungen aufgegeben und deren Erfüllung erwartet wird. Wer schnell liefert hat die Nase vorn. Um schnell auf kurzfristige Nachfrage zu reagieren zu können, darf die Produktion nicht aufgrund fehlender Teile stocken. Auch darf die Qualität nicht unter einem kurzfristigen Lieferantenwechsel leiden.
Somit herrscht große Einigkeit dahingehend, dass mehr Flexibilität in der Produktion und logischerweise auch in der Beschaffung notwendig ist.
Beispiel Rohstoffknappheit
Im Falle einer Rohstoffknappheit bei einem Zulieferer ließe sich mithilfe einer Echtzeitdatenanalyse feststellen, welche Auswirkungen dies auf die gesamte Lieferkette bis hin zum Kunden hat. Herausforderungen wie:
„Kann ich es mir leisten, auf den Luft- oder Zugweg auszuweichen?“
“Wie schnell kann ich wechseln — zum Beispiel, indem ich einen eigenen Container kaufe, meine Fracht zu einem anderen Hafen schicke oder von einem Lieferanten an einem weniger belasteten Standort beziehe?“
„Wie schnell kann ich Auftragsänderungen an Lieferanten und Partner weitergeben, sodass diese bessere Versandentscheidungen treffen können?“
lassen sich deutlich besser meistern.
Datenbasierte Entscheidungsmodelle
Auf Grundlage von Daten lassen sich gute Entscheidungen treffen und unser aktuelles Digitalisierungs-Zeitalter sorgt dafür, dass Unternehmen diesbezüglich gut aufgestellt sind – bzw. es sein könnten.
Positiv ist, dass in den allermeisten Unternehmen relevante Daten durchaus vorhanden sind. ABER: Oft entstehen Planungen in unterschiedlichen Abteilungen, die völlig losgelöst voneinander getrennte Excel-Listen pflegen. Am Ende sitzen Controlling, Logistik, Vertrieb und die Personalabteilung auf je einem eigenen Daten-Silo.
Wichtigster Schritt ist, die verfügbaren Datenquellen miteinander zu verknüpften. Damit können die Auswirkungen von Änderungen an einem Ende der Wertschöpfungskette auf das andere Ende prognostiziert und kalkuliert sowie Aktivitäten rechtzeitig abgeleitet werden.
Lieferketten lassen sich in drei Schritten flexibilisieren
1.) Vereinheitlichung & Verknüpfung von Daten: Reine Datensammlungen an sich bringen zunächst nichts, wenn man sie nicht mit einem Mehrwert ausstattet und strategisch nutzt. Etliche Erfolgsbeispiele aus der Praxis – wie zum Beispiel Siemens – zeigen, dass Unternehmen nachweislich eine bessere Performance erzielen, wenn Entscheidungen datengetrieben oder zumindest datenbasiert getroffen werden. Die Anhäufung von Herrschaftswissen in einzelnen Abteilungen ist kontraproduktiv. Der Mehrwert der Daten potenziert sich, wenn sie gemeinsames Gut gesehen und entsprechend schnell geteilt werden.
2.) Planungszeiten verkürzen: Um schneller zu reagieren, müssen Planungszyklen verkürzt werden. Ein Commitment für zwölf oder gar 24 Monaten im Voraus abzugeben, ist sehr risikoreich. Wenn sich derartig lange Vorlaufzeiten nicht vermeiden lassen, so sollten mindestens Plan B und C mit unterschiedlichen Szenarien ausgearbeitet werden.
Besser, überschaubarer und weniger risikobehaftet ist es, Planungen quartalsweise, wenn nicht sogar monatlich, zu kontrollieren und anzupassen.
Dieses Vorgehen trägt zudem dazu bei, bestehende Abläufe regelmäßig zu hinterfragen und möglichst viele Faktoren, teils auch außerhalb des Unternehmens, einzubeziehen, um die Wertschöpfungskette permanent zu optimieren.
3.) Szenarien durchdenken & vorbereiten: Eine Planung ist nur so gut wie die Basis, auf der sie erstellt wurde. In komplexen Wertschöpfungsprozessen können bereits kleine Ausfälle in Zeit und/oder Qualität enorme Konsequenzen haben. Besser ist es, die wichtigen Faktoren, die Einfluss auf das Geschäft haben, unter die Lupe zu nehmen und über Wenn-Dann-Szenarien die kritischen Pfade im Vorfeld zu durchdenken. So lassen sich an jeweiligen Punkten schnell gute Entscheidungen treffen.
Fazit: Zukunftsfähig dank gesicherter Lieferketten
In der heutigen Zeit, in der höchste Qualität, Flexibilität und schnelle Lieferzeiten gefordert werden, ist die koordinierte Schnittstelle zu allen Lieferanten ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Wie fragil teilweise Lieferketten aufgebaut sind, zeigte die Havarie der Evergiven: Ein einziges (!) im Suezkanal feststeckendes Schiff legte nicht nur Fabriken lahm, sondern war für jeden einzelnen in allen Lebensbereich spürbar.
Unternehmen, die mit professionellem Lieferantenmanagement und flexiblen Lieferketten am Markt agieren, erzielen entscheidende Wettbewerbsvorteile durch
- Reduzierung bzw. Minimierung von Beschaffungskosten
- Optimierung des Beschaffungsprozesses, um so zeiteffizient wie möglich zu arbeiten
- langfristige Sicherung der Versorgung
- Operational Excellence, also eine ständige Verbesserung der Prozesse in der Beschaffung
- Verbesserung der Liefertermintreue und Lieferfähigkeit
Nachhaltiges Lieferantenmanagement ist das Schmieröl, das die Lieferketten von morgen am Laufen hält.